Für andere Menschen wiederum gehört diese Betrachtungsweise wohl in die Mottenkiste der Geschichte eines längst nicht mehr existierenden Europas. Menschen, die das Europa des 21. Jahrhunderts vor Augen haben, das sich zwar in den letzten Jahren zunehmenden Reibungspunkten und auch Zentrifugalkräften ausgesetzt sieht – in dem aber der Gedanke des Miteinanders statt Gegeneinanders noch immer der dominierende ist.
Das bereits 2007 gegründete und 2019 mit neuer Energie und Schubkraft ausgestattete „New Alpe Adria Network“ (NAAN) ist eine jener europäischen Visionen des breiten Miteinanders. In ihr sollen acht Regionen, die mit großer wirtschaftlicher und kultureller Kraft, mit der Man- und Brainpower von rund acht Millionen Menschen sowie mit viel Charme und Charakter ausgestattet sind, in einem Netzwerk versponnen werden. Hinter dem NAAN stehen folgende Regionen: Kärnten und die Steiermark aus Österreich, Slowenien, die Gespanschaft Istrien aus Kroatien sowie Friaul-Julisch Venetien, die Region Venetien und die Provinz Bozen/Südtirol in Italien.
Als Antreiber und Motivatoren fungieren die neun im Netzwerk beheimateten „Alpe-Adria-Wirtschaftskammern“, deren Schwerpunkt auf Wirtschaft, Handel, Industrie, Handwerk und Landwirtschaft liegt und die rund eine Million Mitgliedsbetriebe repräsentieren. Das ist eine Dimension und Größe, bei der man auch in Brüssel hellhörig wird. Ein Best Practice-Beispiel, das man auch für das breite Zusammenwirken im Alpe-Adria-Raum ins Auge gefasst hat, ist der Donauraum.
Das große Versprechen, das gemeinsame Ziel und auch die Mission der Initiative von Unternehmerinnen und Unternehmern, die hinter dem NAAN stehen, bringt Jürgen Mandl, Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten und seit 2018 Vorsitzender des NAAN-Netzwerks, so auf den Punkt: „Acht Millionen Menschen, vier Sprachen, ein Ziel: aus der Geschichte zu lernen und gemeinsam eine gute Zukunft zu gestalten.“
Fünf Schwerpunktthemen prägen die Zusammenarbeit: Wirtschaftliche Entwicklung, Mobilität, Tourismus, Arbeitsmarkt, Bildung und Weiterbildung sowie Digitalisierung und Innovation. Eine entscheidende Rolle bei allen Aktivitäten komme laut Mandl den Unternehmen zu, von denen er sich viel Kraft und viele Impulse erwartet: „Zwischen unseren Bergen und dem Meer haben wir hier sensationelle Unternehmen, die für das Fortkommen Europas wichtig sind. Unternehmer waren immer schon die ersten und die besten Botschafter, erst danach kommt die Politik.“
Zusätzliche Dynamik erwartet Mandl von der AREA Süd, die im Zuge der Eröffnung der Koralmbahn mit Ende 2025 in Kärnten und der Steiermark entstehen wird. Mandl: „Die AREA Süd wird bis an die Ostsee weit in die Alpen-Adria hineinstrahlen und unsere gemeinsame Wettbewerbsfähigkeit in Südost- und Osteuropa spürbar steigern!“
Punkto Größe bzw. Ausdehnung des New Alpe Adria Networks ist, wie man aus der WKO Kärnten hört, auch noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Ausweitung des Netzwerks im kroatischen Raum ist gerade in Vorbereitung und für die Kammer-Präsidentenkonferenz, die diesmal am 22. Oktober 2024 in Klagenfurt stattfinden wird, vorgesehen.