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Der Feuerring passt

Bildhauer und Designer Andreas Reichlin hat den Feuerring erschaffen. Am offenen Feuer gemeinsam Essen zuzubereiten ist ein archaischer Akt, eine kommunikative Zusammenkunft, ein emotionales Erlebnis.
Fotocredit: Andreas Reichlin

Andreas Reichlin ist in einer Familie von Kunsthandwerkern aufgewachsen. Das frühe Eintauchen in die Schaffenswelten von Vater und Onkel blieb nicht ohne Folge: Schon als Kind wusste er, dass er Bildhauer werden will. Er entschied sich für eine Lehre zum Holzbildhauer. Die Beschäftigung mit sakraler Kunst verschiedenster Epochen stand dabei im Zentrum. „Ich habe schnell gespürt, dass ich eigentlich nicht nach einer Vorgabe arbeiten will. Ich möchte das umsetzen, was in meinem Innersten schlummert.“

Er erweiterte daher seine Spielfläche um die Materialien Bronze, Stein und Stahl. In Paris übte sich Andreas Reichlin im Aktzeichnen und damit auch in der Auseinandersetzung mit Proportionen. Später übernahm er das Atelier seines Onkels in Immensee und intensivierte – in technischer Hinsicht unterstützt durch Künstler und Freund Markus Graf – seinen Fokus auf Stahlobjekte. „Das Material faszinierte mich vor allem deshalb, weil Stahl nicht so vergänglich wie Holz ist.“ Ja, mehr noch: „Die Arbeit des Künstlers wird gewissermaßen von der Natur weiter geschliffen. Mit der Patina wird die Oberfläche erst vollendet.“ Der rumänisch-französische Bildhauer Constantin Brâncuși, der sich intensiv mit dem Finden einer Urform beschäftigt hat, inspirierte ihn im Schaffensprozess.

Skulpturaler Rahmen

Die Ära das Feuerrings begann vor 18 Jahren. Ihr geht voraus, dass Andreas Reichlin über dem Rost Zubereitetes einfach nicht vertragen hat. Es stellte sich also die Frage, ob er einfach ganz darauf verzichtet – oder einen neuen Zugang findet, damit das Grillgut keine Dämpfe der Brennmaterialien aufnimmt. Einen Grill wollte er dennoch nie entwerfen, „denn er entzweit mehr, als er verbindet. Die Männer hantieren draußen mit dem Grillgut, während die Frauen in der Küche alles vorbereiten.“ Andreas Reichlin begann Möglichkeiten zu ersinnen, neben dem gesunden Grillieren die Essenz des Grillierens wieder im Akt der Gemeinschaft zu verdichten und dem Feuer einen skulpturalen Rahmen zu geben.

Dass er die archaische Form des Feuerrings in einem langjährigen, intensiven Prozess bis zur Perfektion optimiert hat, rührt nicht zuletzt von seinem Umgang mit Problemstellungen von Kindheit und Jugend an. „Meine Mutter ist früh verstorben, mein Vater hat uns drei Jungs sehr lösungsorientiert erzogen und uns im Alltag immer wieder Denkaufgaben gestellt. Einen Satz habe ich nie von ihm gehört: ,Wir haben ein Problem.‘“ Nachsatz: „Es war zwar damals nicht immer so cool, die Herausforderungen des Vaters zu lösen, vor allem, wenn man gerade pubertiert und Mädchen im Kopf hat, aber: Hätte ich diese Erziehung nicht genossen, wäre ich nicht Bildhauer geworden und hätte vermutlich auch den Feuerring nicht entworfen.“

Maximal reduziert

Nach vier Jahren war die Entwicklungsarbeit ausgefeilt: Schale und Ring verschmolzen optisch zu einer Einheit. „Fragt man mich, ob der Feuerring aus einem Guss gefertigt ist, ist es das schönste Kompliment. Genial ist: In der Handhabung des Feuerrings kann man absolut nichts falsch machen, man bekommt ihn nicht kaputt.“ Die maximale Funktion trifft auf eine maximal reduzierte Form. So erfüllt der Feuerring auch mit Leichtigkeit einen Anspruch seines Erschaffers: „Er kann und soll über Generationen weitergegeben werden.“ Offenes Feuer war schon seit jeher ein magischer Anziehungspunkt. Hier werden Erfahrungen ausgetauscht, Emotionen geteilt, Erinnerungen geschaffen. Man entfacht das Feuer, sitzt ringsum, bereitet gemeinsam das Essen zu und genießt die Zeit. „Wir machen die Form, aber unsere Feuerring-Familien schreiben die Geschichte dazu.“

Von dieser Idee einer großen Gemeinschaft hat ihn nicht zuletzt seine Lebenspartnerin Beate überzeugt. Kennengelernt haben sich die beiden in dem Jahr, in dem Reichlin den Feuerring zur Perfektion gebracht hat. Sie motivierte ihn dazu, ein Unternehmen dafür zu gründen. „Darauf hatte ich anfangs gar keine Lust, ich hatte 25 Jahre lang für meine und von meiner Kunst gelebt. Aber sie meinte, wir sollten die Freude, die wir an unserem Feuerring haben, weitergeben. Da war ich einverstanden.“ Mittlerweile gibt es bereits 20 verschiedene Formen. Die Linien D, Ovum, Tulip, Luna und Luna Grande sind geschaffen dafür, ihre Wirkung ganz nach individuellen Bedürfnissen im jeweiligen Garten zu entfalten. Luna Grande übertrifft dabei alle bisherigen Dimensionen: Mit einem Durchmesser von bis zu 2,60 Metern bringt es dieser Feuerring auf stolze 3,3 Tonnen an Gewicht und ist damit dafür gemacht, große Gartenräume zu bespielen.

Naturverbundenheit

Welche Form und Größe im heimischen Garten am besten zum Tragen kommt, das kristallisiert sich Schritt für Schritt im Atelier am Zugersee heraus. Denn hier beginnt das Erlebnis. Kunden kommen mit Grundrissen, Plänen und Fotos. Die reduzierte Formensprache des Ateliers, das Zusammenspiel von Stahl, Holz und Stein bieten den Rahmen für Impulse aller Art. Der Vierwaldstättersee liegt um die Ecke, der Rigi thront über dem Landstrich und unweit von hier, zwischen Immensee und Küssnacht, findet sich eine berühmte historische Stätte: die Hohle Gasse, die untrennbar mit Wilhelm Tell verbunden ist. Die Naturverbundenheit wurde Andreas Reichlin in die Wiege gelegt. „Der Feuerring wäre nicht so ursprünglich und archaisch, hätte ich nicht diese Kindheit hier erlebt.“

In den 18 Jahren, in denen Reichlin mit seinem Entwurf arbeitet, „ist mir der Feuerring noch nie verleidet worden“. Er ist übrigens nicht nur patentrechtlich, sondern seit dem Vorjahr auch urheberrechtlich in der Schweiz geschützt. Letzteres Recht besteht lebenslang und noch 70 Jahre über den Tod hinaus. Erst drei Menschen ist das in Reichlins Heimatland gelungen: Le Corbusier mit dem Sessel LC2, Charles Eames mit dem Lounge Chair und Max Bill mit dem Barhocker. Der Erfolg ist eine weitere Etappe auf einem Weg mit einem klaren Ziel: „Wir haben eine Vision. Der Feuerring soll zu einem zeitlosen Klassiker werden.“

www.feuerring.at

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