Weine an der Spitze

Große Weine auf kleinem Raum – so könnte man die steirischen Weine beschreiben. Vor allem die Qualitätsspitze – die Riedenweine – zeigt dabei, was die Steiermark kann: lebendige, vielschichtige und langlebige Weine hervorbringen, die international für Aufsehen sorgen.

Von der Weststeiermark über die Südsteiermark bis ins Vulkanland findet man Geschmäcker im Glas, die einen berühren und begeistern. Haben Sie sich schon ihr Verkostungspaket für zu Hause gesichert?

Oft im Leben ist es ja so, dass Masse nicht gleich Klasse ist. Sieht man sich hierbei den steirischen Wein an, trifft dies wohl zu 100 Prozent zu. International gesehen ist die Steiermark mit ihren rund 5.000 Hektar Rebfläche ein eher überschaubares Anbaugebiet. Sieht (oder kostet) man jedoch etwas genauer hin, merkt man sofort, welch große Weine hier auf kleinem Raum entstehen.

Wahrscheinlich war schon fast jeder von Ihnen einmal in einer der drei steirischen Weinbauregionen Weststeiermark, Südsteiermark oder Vulkanland unterwegs und ist bei einem Winzer auf ein, zwei Gläser eingekehrt. Vielleicht verbunden mit einer bodenständigen Jause in einer der berühmten Buschenschänken. Und während Sie den Sauvignon Blanc in ihrem Glas geschwenkt haben und in ein Kernöltopfenbrot gebissen haben, ist ihr Blick über die idyllische Hügellandschaft geschweift. Können Sie sich noch an dieses Glücksgefühl erinnern?

Genau das macht den steirischen Wein aus. Er steht für Emotion, für Bodenständigkeit, für Gastfreundschaft. Und das tut er, weil er aus echter Handarbeit entstanden ist.

Durch die Hügel und Steillagen der Regionen waren die steirischen Winzer*innen seit jeher zur Handarbeit und Handlese verdonnert. Meter für Meter werden auch heute noch die Weinstöcke manuell bearbeitet – vom Schneiden und Binden in den kalten Wintermonaten über die Pflanzenschutzmaßnahmen im Sommer bis hin zur Lese im Herbst. Bis eine Traube zu Wein wird, sind Dutzende Handgriffe und unzählige Stunden harter Arbeit notwendig. In Steillagen wird oft bei fast schon bedrohlichen Bedingungen mit Sicherheitsseilen gearbeitet, manche Weingärten sind nur bei bestimmten Wetterverhältnissen mit dem Traktor befahrbar.

Doch diese strikte Handarbeit zahlt sich aus. Man schmeckt die Qualität bei jedem Schluck. Steirischer Wein ist saftig, frisch, lebendig, animierend und macht Lust auf mehr. Und dennoch könnten die Weine aus den einzelnen Regionen und in den drei Qualitätsstufen nicht unterschiedlicher sein.

Postkartenpanorama im Süden

Die Südsteiermark ist mit ihren 2.785 Hektar das größte DAC-Weinbaugebiet der Steiermark. Diese Region packt sowohl Besucher als auch Bewohner mit ihrer Schönheit und der einzigartigen Stimmung, die vor allem im Herbst ein spannendes Spiel aus bunt gefärbten, steilen Weinbergen und dichten Nebelflecken darstellt. Man kann ­sagen: Das pittoreske südsteirische Weinland ist mit seiner wildromantischen, hügeligen Kulturlandschaft eine der schönsten und einladendsten Weinregionen Europas – ein Labsal für Auge und Seele.

Doch genau aus diesem Grund ist hier der Weinbau regelrecht Schwerstarbeit, weil die meisten Reben auf extremen Steilhängen stehen. Oft ist in maschinelle Hilfe kaum möglich, die gute alte Handarbeit wird zum täglichen Job, der viel Schweiß und Geduld fordert.

In der Südsteiermark ist die Hauptheimat der frischesten und gehaltvollsten Sauvignons Mitteleuropas. Der Sauvignon Blanc ist jene Weinsorte, mit der die Steiermark international berühmt wurde. Er hat hier eine lange Tradition und überzeugt mit Aroma, Frische und Dichte.

Kraft der Eruption

Dass auf einem ehemaligen Vulkan etwas Beeindruckendes entstehen muss, kann man sich fast denken. Dass daraus eine ganze Weinregion wird, ist wohl Gottes Geschenk. Die Anbauregion Vulkanland Steiermark DAC ist kein zusammenhängendes Weinbaugebiet, in welchem die Weingärten der verschiedenen Hügel und Täler verbunden sind (wie es etwa in der Südsteiermark der Fall ist), sondern es ist ein Weinbaugebiet, das sich aus einigen kleinen und mittelgroßen Weinbauinseln zusammensetzt. Auf den 1.644 Hektar wächst eine große Sortenvielfalt – der Traminer spielt hier eine ebenso große Rolle wie auch der Grauburgunder oder der Welschriesling. Aber auch großartige Rotweine findet man im steirischen Vulkanland.

Schilcher als Star

Wussten Sie, dass sich das bedeutendste Roséweinbaugebiet Mitteleuropas in der Steiermark befindet? Und zwar in der Weststeiermark! Es ist mit lediglich 667 Hektar Anbaufläche das kleinste Weinbaugebiet der Steiermark, hat aber mit dem dort großflächig kultivierten Schilcher einen echten Star und eine autochthone Rebsorte zu bieten. Der quietschrosa bis lachsfarbene Tropfen begeistert nicht nur die Einheimischen und Gäste, sondern sorgt auch seit vielen Jahren international im Export für Furore. Säure und Frucht gehen beim Schilcher eine geniale Symbiose ein – je nach Ausbaustufe zeigt sich der Wein in seiner vollen Komplexität. Als Rebsorte dient ausschließlich die Sorte Blauer Wildbacher.

Drei Stufen zum Glück

Die Ernte des Jahrgangs 2024 ist nun überall in den Kellern. Die tagelange, oft wochenlange Handlese hat sich bezahlt gemacht. Die frühe Reife und die warmen Sonnenstunden bis Anfang September haben zu einer sensationellen Qualität in allen steirischen Regionen geführt. Alkoholgehalt und Säure sind im Einklang, ein großartiger Jahrgang entsteht. Manche sprechen bereits von einem Jahrtausendwein.

Doch davon sollten Sie sich am besten selbst überzeugen. Längst haben Sie bestimmt schon ihren Lieblingswinzer, ihre Rebsorte oder ihre favorisierte Ausbauweise gefunden. Vielleicht denken Sie das aber auch nur.

Denn Hand aufs Herz: Haben Sie sich tatsächlich schon einmal die Zeit genommen, Weine – vielleicht in geselliger Runde – in Ruhe zu verkosten und sie bewusst miteinander zu vergleichen? Vielleicht drei Morillons von drei verschiedenen Winzern? Oder einen Weißburgunder in den drei Ausbaustufen Gebietswein, Ortswein, Riedenwein? Oder drei verschiedene Weine von ein und derselben Riede?

An dieser Stelle sei Ihnen noch einmal die DAC-Herkunftspyramide ans Herz gelegt. Die erste Stufe steht für die gebietstypischen, klassisch ausgebauten Weine in den drei zuvor beschriebenen Regionen (Südsteiermark, Vulkanland, Weststeiermark). Das heißt, die Trauben des Weins können verteilt aus jeweils einer dieser Regionen stammen.

Eine Stufe darüber befinden sich die Ortsweine, das heißt, die Trauben dürfen nur aus einer der festgelegten Ortsregionen (wie zum Beispiel Gamlitz) stammen. Und die höchste Stufe der Pyramide steht für die höchste Spitze der Qualität – die Riedenweine. Damit verpflichtet sich der Winzer nicht nur, dass die Trauben aus einer kleinen, eingetragenen, klimatisch bevorzugten Parzelle seines Weingartens stammen, sondern auch, dass sie länger ruhen und reifen dürfen.

Kostbare Rieden

Keine Riede ist wie die andere. Ihr eigener Charakter, der sich aus der Ausrichtung der Riede, der Sonneneinstrahlung, dem Boden und der Arbeit des Winzers zusammensetzt, gibt jedem Riedenwein seinen individuellen Charakter. Handlese ist zwar in allen drei DAC-Qualitätsstufen vorgeschriebenes Gesetz, doch gerade bei den Riedenweinen ist dies eine regelrechte Kür. Nicht selten kommt es vor, dass Winzer*innen ihre geliebten Rieden in mehreren Durchgängen lesen – um damit jede einzelne Traube wirklich erst dann vom Stock zu holen, wenn sie die perfekte Reife und die perfekte Zucker-Säure-Balance hat.

Egal, ob sie sich selbst durch die Spitze des steirischen Weins kosten möchten oder ob sie jemanden eine Freude machen wollen: Nutzen Sie die Chance der Riedenwein-Verkostungspakete der Winzer*innen! So erleben Sie nicht nur die gesamte Bandbreite der steirischen Weinpower, sondern würdigen damit auch ein Stück heimisches Kulturgut – die Handarbeit. Zum Wohl!

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