Per­spek­ti­ven

Gute Gesundheitsvorsorge schützt vor Krankheiten. Zwei Drittel der Bevölkerung leiden dennoch unter chronischen Belastungen. Digitale Angebote können den Präventions­gedanken stärken.

Die Palette an Vor­sor­ge­pro­gram­men hier­zu­lan­de ist breit, dennoch werden viele Mög­lich­kei­ten nicht ange­nom­men. Der „Öster­rei­chi­sche Gesund­heits­be­richt 2022“ zeigt auf, dass es ein deut­li­ches Stei­ge­rungs­po­ten­zi­al gibt: Die Zahl derer, die an der all­ge­mei­nen Vor­sor­ge­un­ter­su­chung teil­neh­men, nimmt zwar leicht zu – insgesamt wird sie aber nur von rund 15 Prozent der Bevöl­ke­rung genutzt. Die Inan­spruch­nah­me von spe­zi­el­len Pro­gram­men wie Darm­spie­ge­lung, Vor­sor­ge­mam­mo­gra­fie und PAP-Abstrich liegt zwar über dem EU-Durch­schnitt, der Pro­zent­satz ist aller­dings seit 2014 nicht mehr gestiegen. All­ge­mein­me­di­zi­ne­rin Heike Pansi unter­streicht: „Dass Vorsorge höchst bedeutsam ist, steht außer Zweifel – sowohl inter­nis­tisch als auch im Sinne der Krebs­er­ken­nung. Es braucht aber noch mehr Sen­si­bi­li­sie­rung dafür.“

Mindset stärken

„Wir müssen die Bewusst­seins­bil­dung schon bei den Kleinsten stärken“, bekräf­tigt Christian Kladiva, Vor­stands­di­rek­tor der „Merkur Ver­si­che­rung“, „wir alle pro­fi­tie­ren davon, was wir in jungen Jahren lernen und zur Gewohn­heit wird. Vorsorge kann gar nicht früh genug beginnen. Dieses Mindset müssen wir als Gesell­schaft fördern.“ Darüber hinaus sollen neue Tech­no­lo­gien einen nie­der­schwel­li­gen Zugang zu Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men ermög­li­chen. Kladiva führt digitale Services wie Mut­ter­mal­scans oder mentalen Support wie die Part­ner­schaft mit dem Grazer Start-up Instahelp an. „Fort­schrit­te im Bereich der Digi­ta­li­sie­rung und bei E‑Health sollen helfen, die Eigen­ver­ant­wor­tung zu stärken. Wir müssen einen Per­spek­ti­ven­wech­sel schaffen: weg vom Gedanken der Repa­ra­tur­me­di­zin.“

Die jährliche Erhebung des For­schungs­in­sti­tuts IMAS zur Krebs­vor­sor­ge führt vor Augen: Bei Frauen hat Lun­gen­krebs als häufigste krebs­be­ding­te Todes­ur­sa­che Brust­krebs überholt. Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen oder auch Screening-Programme sind deswegen so wichtig, weil sie die Wahr­schein­lich­keit erhöhen, dass Tumore früh­zei­tig erkannt werden können. Für Frauen ist es vor allem die jährliche Kon­troll­un­ter­su­chung beim Gynä­ko­lo­gen, bei Männern die Risi­ko­ab­klä­rung in Bezug auf Pro­sta­ta­krebs, für beide die Darm­spie­ge­lung ab 45 Jahren alle sieben bis zehn Jahre.

Gesunde Routinen

In diesem Jahr blickt die Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer auf fünf Jahr­zehn­te Mutter-Kind-Pass zurück. „Er ist ein Vorbild für gelungene Vor­sor­ge­me­di­zin und nimmt auch heute noch eine Spit­zen­po­si­ti­on in der euro­päi­schen Prä­ven­ti­ons­me­di­zin ein“, betont Edgar Wutscher, Vize­prä­si­dent und Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Kurie. Keine andere Vor­sor­ge­un­ter­su­chung wird so lückenlos ange­nom­men.

Was kann jeder von uns konkret für die eigene Gesund­heit machen? Kladiva: Ich glaube, dass wir so früh wie möglich damit beginnen müssen, nützliche Gewohn­hei­ten auf­zu­bau­en. Ich nehme mir vor, Pausen in den Alltag zu streuen. Bewegung im Freien ist für mich ideal, um Kraft zu tanken. Es sind oft kleine Rituale und Routinen, die fit halten.“

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