Diagnose mit einem Pflaster

An der Montanuniversität Leoben wird eine innovative Methode zur Bestimmung von Biomarkern in Schweiß entwickelt.

Neben den Haupt­be­stand­tei­len Koh­len­stoff, Sau­er­stoff, Was­ser­stoff, Schwefel und Phosphor enthält der mensch­li­che Körper auch einige Gramm Spu­ren­ele­men­te wie Eisen, Zink, Kupfer oder Nickel. Diese spielen zum Beispiel beim Transport von Sau­er­stoff im Blut oder als Bestand­tei­le von Enzymen eine lebens­wich­ti­ge Rolle. Bestimmte Krank­hei­ten, etwa manche Formen von Krebs, Leber- und Augen­er­kran­kun­gen, äußern sich in Ver­än­de­run­gen des Gehalts von Metal­lio­nen in Kör­per­flüs­sig­kei­ten. Und das kann für Diagnosen genutzt werden.

Unkon­ven­tio­nel­le Methode

Zur Nutzung von Spu­ren­ele­men­ten als „Biomarker“ verfolgt Stefan Wagner, Forscher an der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben, eine unkon­ven­tio­nel­le Idee: Im Projekt „micro­Patch – Spu­ren­ele­ment­se­lek­ti­ve Haut­pflas­ter für die nicht­in­va­si­ve Schnell­dia­gnos­tik“ ent­wi­ckelt er eine Methode, bei der die Metall­spu­ren in Schweiß ana­ly­siert werden – und zwar mithilfe eines Pflasters und nach­fol­gen­der hoch­ge­nau­er Element- und Sta­bil­iso­to­pen­ana­ly­tik. „Der Vorteil im Vergleich etwa zu Blut­un­ter­su­chun­gen ist, dass die Methode völlig nicht­in­va­siv ist und man überdies als Ergebnis keine Moment­auf­nah­me, sondern einen Durch­schnitts­wert über eine gewisse Zeit­span­ne bekommt“, erläutert Wagner. Dass Wagner dieses wis­sen­schaft­li­che Neuland betreten kann, wird durch eine Förderung des Landes Stei­er­mark im Rahmen des Programms „UFO – Unkon­ven­tio­nel­le Forschung“ ermög­licht.

Geringste Kon­zen­tra­ti­on

Die größte Her­aus­for­de­rung dabei ist die niedrige Kon­zen­tra­ti­on der Spu­ren­ele­men­te. „Man kann sich das ungefähr so vor­stel­len: Ein Zucker­wür­fel wird im Bodensee aufgelöst und wir als Chemiker filtern daraus medi­zi­ni­sche Parameter“, so Wagner. Um das zu schaffen, nimmt er Anleihen bei der Umwelt­ana­ly­tik: Auch dort geht es oft darum, Moleküle in gerings­ten Spuren nach­zu­wei­sen. Dazu wurden Sub­stan­zen ent­wi­ckelt, die die Elemente, für die man sich inter­es­siert, selektiv an sich binden und dadurch anrei­chern.

Wagner packt solche Mate­ria­li­en nun auf ein Pflaster, das für einige Tage auf die Haut geklebt wird und die Metal­lio­nen aus dem Schweiß aufnimmt. Anschlie­ßend werden die Spu­ren­ele­men­te im Labor aus dem Pflaster her­aus­ge­löst und in ultra­ge­nau­en Ana­ly­se­ver­fah­ren wie etwa ICP-MS („Induc­tively Coupled Plasma Mass Spec­tro­me­try“) unter­sucht. „Dadurch eröffnen sich völlig neue Mög­lich­kei­ten, um Krank­hei­ten früh zu erkennen und den Erfolg per­so­na­li­sier­ter Behand­lungs­an­sät­ze effektiv zu ver­bes­sern“, sagt Wagner.

Bis die Methode als Dia­gno­se­ver­fah­ren in der medi­zi­ni­schen Praxis ein­setz­bar ist, sind noch viele Vor­ar­bei­ten nötig. So müssen neben der Metho­den­ent­wick­lung auch noch die Stoff­wech­sel­vor­gän­ge im Körper und der Zusam­men­hang mit bestimm­ten Krank­hei­ten genauer unter­sucht werden. Wagners unkon­ven­tio­nel­le Ana­ly­se­me­tho­de wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

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