„Großmotoren sind eine bedeutende Zukunftsbranche“

Sowohl im Bereich der Energieinfrastruktur als auch im Transportsektor sollen auf dem Weg zur Dekarbonisierung grüne Großmotoren eine entscheidende Rolle spielen. Und wie? Das haben wir Torsten Philipp, den Vorsitzenden der Interessensvertretung CIMAC Austria, gefragt.

Welche Aufgaben hat die CIMAC Austria?

Torsten PHILIPP / CIMAC Austria ist die Interessensvertretung und das Expertennetzwerk für die Großmotorenindustrie in Österreich. Auf Basis klimaneutraler Großmotoren stellt CIMAC Austria einen wesentlichen Bestandteil der Energiewende dar und spielt eine Schlüsselrolle im Bereich der erneuerbaren Energien. Unser Ziel ist es, der fachliche Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft zu sein, wenn es um Fragen, Diskussionen und Beratung rund um die Rolle von nachhaltigen Großmotorenanwendungen in der Energie- und Transportlandschaft von heute und morgen geht.

Welchen Stellenwert hat nun die österreichische Großmotorenindustrie im Zusammenhang mit Energiesicherheit und Export.

TP / Die Bedeutung der Großmotorenbranche für unsere Energiesysteme ist eine enorme, denn wir erleben gerade einen radikalen Umbau unserer Energie-infrastruktur. Bei diesem spielen umweltfreundliche, dynamische Großmotoren, die für die Stabilisierung unserer Stromnetze eingesetzt werden, eine ganz zentrale Rolle. Und: Großmotoren sind ein globaler Wirtschafts-zweig – dementsprechend haben die österreichischen Unternehmen in der Branche eine beachtliche Exportquote von rund 90 Prozent.

Das zentrale Thema der Energiewende ist die Dekarbonisierung: In manchen Bereichen, z. B. der internationalen Hochseeschifffahrt, ist die Umstellung aber nicht so einfach. Welche Lösungen sehen Sie da?

TP / Der Transportsektor ist unser zweites großes Thema, und da vor allem jene Bereiche, die man nicht wirklich problemlos elektrifizieren kann. Aus meiner Sicht werden hier grüne E-Fuels, die Großmotoren antreiben, die passende Lösung sein.

Auf welchem Stand ist die Großmotorenforschung bezüglich Umweltverträglichkeit heute?

TP / Es gibt heute schon eine beachtliche Auswahl an gut ausgereiften Motoren, die z. B. mit Wasserstoff oder grünem Methanol betrieben werden. Woran wir heute intensiv forschen, ist, wie man deren Effizienz steigert, sie optimal steuert und sie in komplexe, dezentrale Energieerzeugungsnetzwerke integriert.

Ein Thema ist auch die Verfügbarkeit der dafür notwendigen Kraftstoffe?

TP / Das ist sogar eines der Hauptthemen, in dem wir weit über den klassischen Konstruktionsprozess hinaus-denken und agieren müssen. Denn die Verfügbarkeit von Kraftstoffen wie Ammoniak und Methanol ist nicht zuletzt auch eine Frage von politischen Entscheidungen und Regulatorien. Dahingehend sind wir als CIMAC Austria sehr aktiv.

Gute Forschung braucht gute Mitarbeiter:innen. Wie sieht es bei Ihnen mit dem Nachwuchs aus?

TP / Wir erleben leider rückläufige Studierendenzahlen an allen technischen Hochschulen in Mitteleuropa. Da müssen wir zweifelsohne rasch mit Informations-kampagnen dagegenwirken, denn die Branche bietet zahlreiche Karrierechancen und hervorragende Perspektiven für Techniker:innen, aber auch talentierte Quereinsteiger:innen.

Welche Eigenschaften muss man als Großmotorenforscher:in mitbringen?

TP / Vor allem Neugierde, die Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszuschauen, und eine große Begeisterung für die Zukunftsthemen der nachhaltigen Energie- und Transportsysteme. Dafür brauchen wir viele junge Talente – von der klassischen Grundlagenforschung bis hin zu Digitalisierung und künstlicher Intelligenz.

Welche Wünsche haben Sie als CIMAC Austria an die heimische Politik?

TP / Wir brauchen als eine bedeutende Zukunfts-branche eine punktgenaue Forschungsförderung und standortpolitische Rahmenbedingungen, um Spitzentechnologien entwickeln und produzieren zu können. Nur so sichern wir die Arbeitskräfte und die Wertschöpfung der Branche und können auch in Zukunft weltweit an der Spitze mithalten und unsere Vorreiterrolle im Bereich Green Tech ausbauen.

Info

Als Bindeglied zum weltweiten Verband und Expertennetzwerk CIMAC repräsentiert CIMAC Austria die gesamte Wertschöpfungskette der österreichischen Großmotorenindustrie mit über 11.000 Beschäftigten und einem Gesamtjahresumsatz von über 3 Mrd. Euro. Alle heimischen Unternehmen sowie die Technischen Universitäten Graz und Wien und das COMET-Forschungszentrum LEC sind vertreten.

https://cimac-austria.com

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