Hier wird clever gebohrt – Bohren mit Köpfchen

Das Forschungsprojekt SmartDrilling am Materials Center Leoben nimmt automatisierte Bohrprozesse genau unter die Lupe. Das Ziel: mehr Qualität, mehr Kosteneffizienz, weniger menschliche Kontrollnotwendigkeit.

Löcher in Metall bohren, was soll daran schon so schwierig sein, dass man ein eigenes For­schungs­pro­jekt ins Leben rufen muss? Denkt der Laie. Tat­säch­lich sind Bohr­pro­zes­se in der spanenden Fertigung der metall­ver­ar­bei­ten­den Industrie eine ziemlich heikle Sache. Denn obwohl heutige Werk­zeug­ma­schi­nen weit­ge­hend auto­ma­ti­siert metal­li­sche Werk­stü­cke bear­bei­ten können, ganz ohne mensch­li­che Kontrolle geht es noch immer nicht. Bohrer können rascher als geplant abstump­fen, an den Schnitt­kan­ten aus­bre­chen oder sogar unver­mu­tet komplett abbrechen. Bleibt dies unbemerkt, redu­zie­ren sich nicht nur die Pro­duk­ti­vi­tät und Fer­ti­gungs­qua­li­tät am Werkstück, im schlimms­ten Fall können auch das Werkzeug und die Bohr­spin­del schwere Schäden davon­tra­gen.

Weniger Kontrolle, mehr Effizienz

Effi­zi­en­te, hoch­qua­li­ta­ti­ve Bohr­pro­zes­se ohne die ständige Auf­merk­sam­keit eines Maschi­nen­be­die­ners – das ist das Ziel des MCL-Projekts Smart­Dril­ling. Der Lösungs­an­satz: ein soge­nann­tes „Tool Condition Moni­to­ring System“ („Werk­zeug­zu­stands­über­wa­chungs­sys­tem“), das in der Lage ist, den Zustand von Bohr­werk­zeu­gen jederzeit anzu­zei­gen, also auch während sich der Bohrer im gerade gebohrten Loch dreht.

Pro­jekt­lei­ter Thomas Klünsner erklärt den Ansatz so: „Die Basis des Moni­to­ring­sys­tems sind die Sen­sor­si­gna­le, die die Werk­zeug­ma­schi­ne während ihrer vor­pro­gram­mier­ten Bewe­gun­gen auf­zeich­net. Sie werden mithilfe eines neu ent­wi­ckel­ten Daten­ana­ly­se­al­go­rith­mus so seg­men­tiert, dass wir aus­schließ­lich die für den Werk­zeug­zu­stand rele­van­ten Teile ana­ly­sie­ren können.“

Mehr Wett­be­werbs­fä­hig­keit

Der Maschi­nen­be­die­ner bekommt somit während des Bohrens auf einem Display alle Infor­ma­tio­nen zum aktuellen Stand der Werk­zeug­schä­di­gung. Kurz bevor ein kri­ti­scher Schä­di­gungs­zu­stand des Bohrers erreicht ist, ertönt ein lauter Alarm, der die pro­zess­si­che­re Bedienung mehrerer Werk­zeug­ma­schi­nen durch einen einzelnen Menschen ermög­licht. Dieser kann so seine zeit­li­chen Abläufe von manueller Inter­ven­ti­on, Maschi­nen­be­stü­ckung und Wartung opti­mie­ren.

„Unser ′Tool Condition Moni­to­ring System′ ist ein Mei­len­stein in der Effi­zi­enz­stei­ge­rung in der spanenden Fertigung metal­li­scher Bauteile“, betont Thomas Klünsner und hebt auch die generelle Bedeutung des Projekts für die hei­mi­schen Indus­trie­be­trie­be hervor: „Die dadurch erzielten Kos­ten­vor­tei­le erhöhen die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der hei­mi­schen Indus­trie­be­trie­be. Somit trägt Smart­Dril­ling zur Sicherung des Pro­duk­ti­ons­stand­or­tes Öster­reich, von hei­mi­schen Arbeits­plät­zen und zur Res­sour­cen­scho­nung bei.“

MCL als Träger des IC-MPPE-COMET-Zentrums wird von den Bun­des­mi­nis­te­ri­en BMK und BMAW sowie von den Bun­des­län­dern Stei­er­mark, Ober­ös­ter­reich und Tirol gefördert. Die COMET-Förderung wird von der FFG abge­wi­ckelt.

www.mcl.at

 

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