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Was bei 1.700 Grad Hitze mit Mate­ria­li­en geschieht

Am Kompetenzzentrum K1-MET wurden Simulationsmodelle für die Abnutzung von Feuerfestmaterialien in glühend heißen Schmelzen entwickelt. Direkt beobachten kann man den Verschleiß bei diesen extremen Temperaturen nicht, nun kann man die komplizierten Vorgänge aber berechnen.

Feu­er­fes­te Mate­ria­li­en, auch Refrak­tär­werk­stof­fe genannt, sind sehr hohen Belas­tun­gen aus­ge­setzt: Wenn sie bei­spiels­wei­se in der Stahl- oder Glas­in­dus­trie ein­ge­setzt werden, müssen sie einer Hitze von bis zu 1.700 Grad Celsius stand­hal­ten – mit starken Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen in einer extrem kor­ro­si­ven Umge­bung. Die Ver­schleiß­min­de­rung ist daher ein per­ma­nen­tes Thema bei der Ent­wick­lung und Ver­bes­se­rung feu­er­fes­ter Werk­stof­fe.

Je genauer man die dabei ablau­fen­den Pro­zes­se ver­steht, umso geziel­ter und spar­sa­mer kann man mit den wert­vol­len Mate­ria­li­en umgehen. Dies ist das Ziel einer For­schungs­ar­beit von Jeró­ni­mo Guarco am COMET-Kom­pe­tenz­zen­trum K1-MET. Der aus Argen­ti­ni­en stam­men­de For­scher, der für seine Dis­ser­ta­ti­on nach Leoben kam und seine Arbeit im Rahmen eines gemein­sa­men Pro­jekts mit dem Lehr­stuhl für Geste­ins­hüt­ten­kun­de der Mon­tan­uni­ver­si­tät durch­führ­te, unter­such­te im Kon­kre­ten zwei Arten von Ver­schleiß, die in der Praxis hoch­re­le­vant sind: zum einen den phy­si­ka­lisch-che­mi­schen Prozess der Auf­lö­sung von Feu­er­fest­ma­te­ria­li­en in heißen Schmel­zen und zum anderen mecha­ni­sche Erosion, also Mate­ri­al­ab­trag durch Reibung.

Für beide Arten der Abnut­zung hat Guarco Simu­la­ti­ons­mo­del­le auf Basis von „Com­pu­ta­tio­nal Fluid Dyna­mics“ (CFD) ent­wi­ckelt und ergän­zend dazu expe­ri­men­tel­le Unter­su­chun­gen durch­ge­führt. Letz­te­res geschah durch einen soge­nann­ten „Finger-Test“. Dabei rotiert ein zylin­dri­scher Prüf­ge­gen­stand mit kon­stan­ter Geschwin­dig­keit in einer rund 1.500 Grad heißen Schmel­ze. Der Ver­schleiß (der bei meh­re­ren Mil­li­me­tern pro Stunde liegen kann) wird mit­hil­fe von Laser­strah­len gemes­sen: Dabei werden rund um den Prüf­kör­per 3.000 Profile mit einer Auf­lö­sung von 0,1 Mil­li­me­ter auf­ge­nom­men.

Die Mess­ergeb­nis­se in Kom­bi­na­ti­on mit den Simu­la­tio­nen dienten schließ­lich der Para­me­tri­sie­rung von Ver­schleiß­ge­set­zen. Guarcos Arbeit fügt sich in die „Area 3: Simu­la­ti­on & Data Ana­ly­sis“ von K1-MET ein, die sich ins­be­son­de­re mit der nume­ri­schen Simu­la­ti­on von Flüs­sig­keits- und Par­ti­kel­strö­mun­gen beschäf­tigt. Die neu ent­wi­ckel­ten Simu­la­ti­ons­mo­del­le legen eine Basis für die Quan­ti­fi­zie­rung der Ver­schleiß­pro­zes­se, was in Zukunft neue Mög­lich­kei­ten zur Opti­mie­rung von Pro­zes­sen und Mate­ri­al­kom­bi­na­tio­nen eröff­net.

Guarco setzt seine For­schun­gen nun als Post-Doc bei K1-MET mit Unter­su­chun­gen zu Mehr­pha­sen­strö­mun­gen fort.

Über K1-MET

K1-MET, ein For­schungs­zen­trum im Rahmen des Öster­rei­chi­schen Kom­pe­tenz­zen­tren-Pro­gramms COMET, ist eines der füh­ren­den inter­na­tio­na­len metall­ur­gi­schen Kom­pe­tenz­zen­tren für Eisen- und Nicht­ei­sen­me­tall­ur­gie mit Sitz in Öster­reich. K1-MET koope­riert mit nam­haf­ten natio­na­len und inter­na­tio­na­len Indus­trie­un­ter­neh­men und Uni­ver­si­tä­ten aus metall­ur­gi­schen Sek­to­ren und behan­delt Themen wie Ener­gie­ef­fi­zi­enz, Kreis­lauf­wirt­schaft und kli­ma­neu­tra­le Metall­pro­duk­ti­on.

www.k1-met.com

 

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